Work-Life-Triathlon-Balance: Was ich vom Ironman Triathlon über die Arbeitswelt gelernt habe

“Du bist doch bekloppt.” - So in etwa war die Reaktion, die ich so einige Male auf meine erste Teilnahme bei einem Ironman im Jahr 2018 bekommen habe. Es war mein viertes Jahr im Triathlonsport. Ich hatte schon einige Kilometer im Gepäck, aber die lange Distanz war trotzdem Neuland. Es war ein Abenteuer, dessen Ausgang ich nur schwer abschätzen konnte.

Fast forward, Sommer 2021. Drei Jahre nach einen erfolgreichen Finish beim Ironman Hamburg stehe ich wieder ein der Startlinie einer Triathlon Langdistanz bei der Challenge Roth. Vieles hat sich seither verändert. Doch die Aufregung und Anspannung vor dem Rennen bleibt die Gleiche. 

In sieben Jahren Triathlonsport waren meine beiden Ironman-Rennen die eindrücklichsten Erlebnisse. Monate an fokussierter Vorbereitung laufen auf einen Tag zu. Ein ganzer Tag, der an Emotionen alles bietet. Von flatternden Nerven am Morgen über Euphorie der ersten Rennstunden, Momente der beinahen Resignation, bis hin zu Freude, Erlösung und Überwältigung im Ziel.

Ironman, das ist nicht ein Tag. Das ist eine ganze Reise. Was ich aus dieser Reise über mich, den Sport und die Arbeitswelt gelernt habe, teile ich in 5 Punkten mit euch: 


1. Starte mit einer klaren Absicht

Der Sport ist ein Commitment. Und man erkennt bereits an den ersten Metern, wie diese Reise so laufen wird. Und je klarer ich mir bin, wofür ich das Ganze überhaupt mache, desto einfacher und erfüllender wird der Weg für mich. Was ist es, das mich antreibt und auch in schwierigen Stunden weiter laufen lassen wird? Wofür mache ich mich eigentlich auf dem Weg, worum geht es mir im Kern?

Ich bin davon überzeugt: Wenn wir in Leben und Arbeit etwas mit Ausdauer verfolgen wollen, dann braucht es einen klaren Antrieb aus uns heraus. Und je klarer mir dieser Antrieb ist, desto besser kann ich meinen eigenen Weg daran ausrichten. Mir selber ging es beim Triathlonsport nie um Zeiten und Rekorde. Mein größter Antrieb war mein eigenes Wachstum entlang der Reise. Sportlich aber auch persönlich.


2. Es geht auch um die Kilometer, die Du bewusst nicht läufst

Triathlon ist ein Sport ohne Grenzen. Das Trainingspensum eines Profi liegt in etwa beim Umfang einer normalen Vollzeit-Arbeitswoche. Und so entsteht selten das Gefühl schon genug getan zu haben. Und weil der Sport aus so unterschiedlichen Disziplinen besteht, sind die Trainingsmöglichkeiten fast grenzenlos. 

Und genau hier liegt die wahre Herausforderung: Denn die Wahrscheinlichkeit sich durch Übertraining zu verletzen, ist real viel größer, als es nicht fit genug an die Startlinie zu schaffen. Und deshalb geht es vor allem darum, gesunde Grenzen zu setzen. Die eigenen Grenzen immer wieder auszuloten und zu wissen, wann es wichtiger ist eine Laufeinheit zu streichen, um die eigene Leistungsfähigkeit zu schützen. 

Und nicht anders geht es uns doch in der heutigen Arbeitswelt: die Arbeit wartet an jeder Ecke, der Zugang zu neuen Themen grenzenlos und es liegt letztlich mehr denn je an uns selber, bewusst Grenzen zu setzen. Wichtiger denn je ist ein persönliches Bewusstsein dafür, was ich brauche, um nachhaltig gesund und leistungsfähig zu bleiben.


3. Die richtigen Gewohnheiten machen den Unterschied

Mal ganz ehrlich: Wir alle haben hin und wieder einen bescheidenen Tag. Kein Bock, antriebslos, am liebsten im Bett bleiben. Das ist völlig normal! - Die Frage ist jedoch, wie wir mit solchen Tagen umgehen. Wenn die Motivation im Keller ist, dann nimmt uns am besten etwas anderes die Entscheidung ab, die Dinge trotzdem zutun. Und dieses Etwas sind gute Gewohnheiten.

Wenn Du jeden Morgen Deine Yogamatte ausrollst oder Deine Laufschuhe schnürst, und das Tag für Tag. Dann wirst Du Dich nach einer Weile nicht mehr überzeugen müssen, diesen Schritt am Morgen zutun. Du machst es ganz automatisch und kannst Dir Deine Willenskraft für andere Momente des Tages aufheben. 

Für mich sind gute Gewohnheiten ein Game Changer und das nicht nur im Sport. Wenn wir ein Ziel erreichen wollen, oder etwas verändern wollen, eine neue Fähigkeit lernen wollen - Gewohnheiten helfen uns dabei, Schritt für Schritt zu wachsen und das nahezu mühelos.

Mit einer wirksamen Routine gelingt uns langanhaltender Fokus! In diesem Guide erfährst Du mehr darüber, wie Du den Flow-Zustand erreichst. Das Gefühl, dass uns unsere Tätigkeit mit Leichtigkeit von der Hand geht. Mit der Flow-Checkliste erhältst Du alle wichtigen Schritte auf einen Blick.

4. Vom Ich zum Wir - Es geht nicht nur um Dich

Triathlon kann sich von außen manchmal wie ein Ego-Sport anfühlen: viele Einzelkämpfer, die ihrerseits irgendwelchen Rekorden hinterherjagen. Doch weit gefehlt! - Denn der schwierigste Weg zum Ziel ist der einsame.

Ich bin mir ziemlich sicher: ohne die Menschen an meiner Seite hätte ich meine Ziele nicht mit der Freude, Kraft und Ausdauer erreicht, wie ich es konnte. Es sind die Trainingspartner, die harte Kilometer erträglicher machen und einen durch Phasen des Selbstzweifels ziehen. Es sind Familie, Freunde und PartnerIn, die das Ziel auch zu ihrem Ziel machen. Sehr viel Verständnis im Alltag mitbringen, den Aufwand mittragen und für einen da sind - egal, wie weit man letztlich kommt.

In Arbeit und Leben macht es für mich nur wenig Sinn, egoistisch eigene Ziele durchsetzen zu wollen, egal zu welchem Preis. Wir alle können so viel mehr erreichen, wenn wir uns mit Menschen verbinden, die auf ähnlichen Wegen sind. Stark sind wir, wenn wir zusammenarbeiten, uns unterstützen und gegenseitig hochheben.


5. Genieß den Weg und liebe den Prozess

Wer weiß schon, wo genau wir mal ankommen werden? - Das ist auch mein Gedanke im Triathlon. Wenn ich mich dazu entscheide, in einem Jahr bei einem großen Rennen mitzumachen, dann ist der Weg ins Ziel ein langer, ungewisser. Das fühlt sich nicht immer gut an. Aber umso wichtiger finde ich es, einen Antrieb zu haben, der nicht in der eigentlichen Zielerreichung liegt.

Und was es entlang eines solchen Weges alles zu erleben und erfahren gibt! - Von morgendlichen Winterläufen bei Minusgraden bis hin zu spätabendlichen Schwimmeinheiten bei Mondschein. Neue Wege mit dem Rad erkunden und inspirierende Menschen entlang der Reise treffen. Die eigenen Grenzen immer wieder ausloten, und sich selber dabei viel besser kennenlernen.

Ob im Sport oder bei der Arbeit. Wenn allein der Weg mich erfüllt, dann weiß ich, dass ich auf dem richtigen Kurs bin. Mein Gefühl für den Weg gibt mir Orientierung, auch wenn die Tage mal lang, die Beine müde und der Kopf antriebslos ist. Vertraue dem Prozess.


Fünf Learnings einer Reise, die weiter anhält und ich könnte noch so viel mehr teilen. Dabei geht es mir nicht um den Sport als solchen, sondern um die Erfahrung, die Erlebnisse und was wir daraus für uns und unser (Arbeits)-Leben lernen können.

Ein Ironman-Triathlon ist für mich kein Projekt für jedes Jahr. Denn das Commitment und auch die körperliche Belastung sind nicht gering. Doch auch in den nächsten Monaten und Jahren wird es sportliche Abenteuer geben, die mich antreiben, herausfordern und mich mir selber einen Schritt näher bringen. Denn: Persönliches Wachstum kennt keine Finishline.